25. März 2004 "Russlanddeutsche aber Deutsche - die gelungene Integration?"

 

Überall herrscht Zukunftsangst statt Zuversicht. Schwankungen zwischen trotzigem Widerstand und prinzipieller Hoffnung prägen die emotionale Haltung junger Spätaussiedler. Wie viele andere minder-jährige Migranten auch, mussten sie ihre Heimat verlassen, wurden von den Eltern ungefragt in ein ihnen fremdes und unbekanntes Land mitgenommen. Und dort stehen sie dann mit leeren Händen da. Denn die meisten im Herkunftsland erworbenen und von dort mitgebrachten Erfahrungen und Kenntnisse gelten in Deutschland nichts.

 

Nichtsdestoweniger sehen sich Spätaussiedler mit deutschem Pass mit besonderen Erwartungen konfrontiert. Wir sehen in ihnen deutsche Zuwanderer und erkennen deren inzwischen vor allem russische Prägung nicht an, nehmen sie in der Regel nicht einmal zur Kenntnis. 

Wir verkennen, dass sie in ihrer Kultur und ihren Traditionen fest verwurzelt sind. Sie fühlen und denken, ja sie träumen sogar russisch.

 

Und sie sind stolz darauf. Wir jedoch können sie tatsächlich nicht verstehen, Sprache und Lebensart sind uns fremd. Während bei uns der Trend zur Kleinfamilie längst vollzogen ist, hat die Herkunftsfamilie für „russische“ Kinder und Jugendliche einen hohen Stellenwert und nach der Übersiedlung sind deshalb zunächst fast ausschließlich die Eltern zuständig für die Orientierung in einer fremden Umgebung. Ziele wie Selbstverwirklichung und Autonomie oder die Betonung von Leistung und Konkurrenz gelten bisher erst wenig. Wichtiger sind z.B. in der russischen Kultur noch immer die intakten Beziehungen im sozialen Nahbereich.

 

Nicht mehr der Staat ist zuvorderst für die Chancen der Kinder und Jugendlichen zuständig, die Familien und ihr ökonomischer Status sind entscheidend. Des-wegen ist die Familie ein ganz wichtiges Bezugs-system. In unseren Bemühungen müssen wir den Blick ganz besonders auf die jungen Menschen richten, denn der Integrationsprozess wird über viele Generationen andauern. Ihnen müssen wir Zuversicht, Orientierung und Vertrauen vermitteln. Dies gelingt aber nur, wenn wir bereit sind, uns ihren Herkunftsproblemen zu stellen. 

 

Vorwort zur Fachtagung von Bernd Fuchs, Leiter der Polizeidirektion Heidelberg 

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